[et_pb_section fb_built=“1″ _builder_version=“3.0.47″][et_pb_row _builder_version=“3.0.48″ background_size=“initial“ background_position=“top_left“ background_repeat=“repeat“][et_pb_column type=“4_4″ _builder_version=“3.0.47″][et_pb_text _builder_version=“3.0.74″ background_size=“initial“ background_position=“top_left“ background_repeat=“repeat“]Der Rohaska war einfach ein Depp. Er starb beim Brunzen. Zipfi raus und tot. Ich mein, kann der nicht einmal etwas ordentlich machen, wie alle anderen auch? Hinlegen, einschlafen und dann sterben? Nein, der fällt einfach um und stinkt. Und das im Pissoir am Lendplatz. Da stinkt es auch ohne ihn. Aber der feiner Herr Rohaska muss auch dort alles überbieten. An der Pissrinne. Mein Gott, wenn ich an das Rettungspersonal denke. Oder an die Polizei.
Aber so warst du, Rohaska. Ein Übertreiber, ein elender.
Du hast ja schon zu Lebzeiten nicht die Pappn halten können. Immer noch einen drauf, immer noch was schlauer sagen als alle anderen. Und besser gewusst hast du es ja auch noch. Hast du geglaubt.
Aber weisst du was, du bist mir damit immer auf den Sack gegangen. Du Spacken. Nie konnte ich was sagen. Weil ja klar war, dass wir alle nicht deine Weitsicht hatten. Und am Ende hast immer gefragt, wer den jetzt den längeren hat. Und gelacht hast dann. Schäbig hast in dein Bier gelacht und hast geglaubt, ich würde nie deine Tränen sehen, die in dein Bier geronnen sind und es verdünnt haben. Du hast die Hoffnung mit Bitterkeit verdünnt, du alter Spinner, du hattest keine Eier, vor mir zu weinen, aber du hattest dafür den längsten. Und was hat er dir gebracht, dein langes Prachtstück?
Rausgeholt hast ihn, an der Pissrinne. Und bewundert hast ihn, wie immer. Wie er da so schlaff in den Seilen hing, zwischen deinen fettigen Fingern. Ja, du hast sogar über deine Finger gelacht. Hast immer gegrölt, dass die so fett sind, dass da kein Ring drüber geht.
Aber so warst du, Rohaska, so warst du immer. Hast gelacht, wenn du weinen musstest. Damit du den Schmerz nicht so spüren musst. Hast dir immer gewünscht, so eine kleine Süsse, hast du früher immer so gesagt. Deine Kleine, die mit dir altem Rochen durch dick und dünn geht. Die nicht fragt, wenn es mal später und wilder wird. Wenn du mal wieder Dreck am Stecken hattest, weil wieder alles zu viel war.
Und dann war sie auf einmal da, deine Kleine. Obwohl sie so groß war wie du, nur noch fetter. Aber weisst du was, Rohaska? Ihr wart die Liebe, deine Kleine und du. Sie konnte noch schmutziger lachen als du altes Raubein. Und wenn die mal mit der Faust auf den Tisch geschlagen hat, dann war Achterbahn, sogar für dich. Und am Ende habt ihr euch immer geküsst, so zärtlich, dass ich dann in mein Bier geweint habe. Aber das wäre dir ja wieder widerlich gewesen.
Und dann kam er, dieser fiese schwarze Tag. Dieser Tag, als dein Lachen starb. Deine Kleine hatte einen fiesen Unfall. Drei Tage hast an ihrem Bett Wache gehalten. Hast ihre Hand nicht mehr losgelassen. So verschwitzt eure Hände, dass du schon Schwimmhäute hattest. Zwischen deinen dicken Fingern. Und dann kam dieses beschissene Piepen, dieser so endlos lange Ton, der dir und uns allen sagte, dass deine Kleine weg ist. Sie ist gegangen. Tot. Einfach so.
Mit ihr starb dein Herz. Mit ihr ging dein Lachen. Mit ihr bist du verschwunden, du Arsch. Du warst ja immer schon fett, aber jetzt warst du plötzlich schwer, so endlos schwer. So träge, so zerstört und unerreichbar. So endlos traurig. Ich wusste nicht, dass ein Mensch so viel saufen kann, denn deine Tränen haben sicher den Hilmteich gefüllt, oder die Mur, ich weiß es nicht. Und das, obwohl du ja offiziell nie geweint hast. Aber du hast vergessen, dass ich dein Nachbar war. Und das was ich so oft, Nacht für Nacht gehört habe, war sicher nicht der Abendwind, der heulend um die Häuser zog. Es war dein Schluchzen und jedesmal wurde mir so kalt, dass ich fror.
Und weisst du, alter Depp, was das Schlimmste ist? Du bist gegangen, wir hatten 11 Bier und drei Schnaps und wir wollten unbedingt noch das Missverhältnis zwischen Schnaps und Bier diskutieren. Weil etwas anderes ja nicht möglich war. Ich war vorher im Kino, weißt du noch, und ich hab dir erzählt, dass ich zwei so süße Frauen wieder getroffen habe die dort arbeiten und gerade als ich von ihrem süssen Lächeln schwärmen wollte, bist du wütend aufgestanden und hast gegrölt, dass du jetzt pissen musst, bevor du kotzen gehst. Weil dir schlecht wird, wenn meine Augen leuchten weil gleich zwei Frauen und so und ausserdem niemand so süß ist, wie deine Kleine.
Und dann hast dich wieder hingesetzt, weil du vorm Pissen noch diskutieren wolltest, wieso wir weniger Schnaps als Bier inhaliert hatten weil das ja so nicht ginge und so. Und als ich dann erklärt habe, dass es nachher noch übler stinken würde im Pissoir und ich die Zeit nutzen wollte, um mit der Kellnerin fremd zu gehen, da wusstest du zwar nicht, ob du mir jetzt eine reinhauen solltest, aber du bist aufgestanden und bist nicht wieder gekommen.
Und weisst du, was das Schlimmste ist, Rohaska? Ja, es ist peinlich, da am Boden zu liegen, deinem eigenen Urinat zu Füssen liegend, den Schlauch raushängend. Und begeistert wirst auch nicht geschaut haben. Aber das ist nicht das Schlimmste.
Das Schlimmste ist, dass ich dir nie sagen konnte, wie sehr ich dich geliebt habe. Das Schlimmste ist, dass ich dich trotz deiner Weinerei in unzählige Biere nie umarmt habe. Dafür waren wir zu cool, zu verschissen männlich. Das Schlimmste ist, dass wir beide gelacht haben, obwohl wir weinen mussten. Und wenn wir lachen wollten, dann war es das schmutzige Lachen der Ironie, nur um nicht kotzen zu müssen.
Und das allerschlimmste ist, dass du erst elendig sterben musstest, damit ich erwache und merke, dass das Leben mehr ist, als Ironie und saufen. Dass zwischen kotzen und weinen auch noch Leben möglich ist. Und wer weiß, vielleicht habe ich auch irgendwann meine Kleine an meiner Seite und kann dir damit garnicht mehr auf den Sack gehen, weil Liebe eben doch noch möglich ist. Obwohl! Und trotzdem!
Darauf werde ich gleich noch einen trinken. Aber erstmal gehe ich brunzen.
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