Mir ist schlecht.
Immer noch oder schon wieder.
Mit schmerzendem Knie humple ich runter Richtung Mur. Gerade habe ich meine Fortbildung geschmissen, ob ich sie ganz schmeisse, zeigt sich in den nächsten Wochen. Bin völlig überarbeitet, Herzrasen, Schlafstörungen, zu viel Alkohol. Zu viel getan und wieder nicht auf mich gehört. Scheisse.
Warum ich jetzt an der Mur lang heule, versuche, nach Hause zu kommen, liegt an ihr. Wir haben uns gestern getroffen, und es war wieder magisch und wundervoll und am Ende des zweiten Kusses flog ich wieder raus. Dass meine Küsse Scheisse sind, ahne ich schon, aber so scheisse?
Im Grunde hat sich mich zum dritten Mal weggeklatscht. Und ich alter Depp ging immer wieder hin. Jedesmal wenn wir uns sahen, brannte die Luft, die Blicke waren magisch, unsere Herzen schienen stehen zu bleiben, oder zumindest die Zeit. Sie kann nicht, sagte sie immer wieder, sie ist noch verheiratet, hat Kinder. DA sollten schon alle Glocken läuten – alle ALARMglocken. Das taten sie auch, aber wir beide wurden zunehmend taub. Ihre Ehe scheinbar im Arsch, schon lange keine Liebe mehr im Leben. Jetzt wollte sie den Künstler-Typen treffen, den der so lieb sein konnte und eben Künstler ist. Offensichtlich für Freiheit steht. Einmal wissen, wie seine Küsse sind, das wollte sie.
Und was wollte ich? Ich begann, egal wie ich mich wehrte, mich zu verlieben. Mehr als ich dachte. Hoffnung kam auf? Liebe? Das ist doch nur für die anderen. Jetzt doch ich auch? Oha. Und dann noch gegen alle meine Werte – eine verheiratete Frau. NEVER. dachte ich…
Jetzt weiss sie, wie meine Küsse sind. Wie schrecklich sie waren, habe ich nicht gefragt. Es war jedenfalls sofort klar, es war der letzte Kuss, die letzte Umarmung. Weil ja erledigt war, was geplant: Sie hatte ihre Küsse.
Und ich meine zerstörte Hoffnung.
Jetzt tut es echt fies weh. So furchtbar weh. Es ist wie eine Trennung. Geil, dabei waren wir nie zusammen. Kann man getrennt sein, ohne zuvor beisammen gewesen zu sein?
Jetzt geht es beiden beschissen. Und von Schuld ist die Rede. Obwohl es keine Schuld und keine Schuldigen gibt.
Gefühle kann man nicht kontrollieren, heisst es. So verhielt ich mich auch. Die Frage ist nur, wenn es um die Gefühle geht – was für Gefühle waren das? War das Liebe? Bei ihr glaube ich nicht. Und wenn doch, werde ich es nie erfahren. Ich will sie auch nicht beleidigen. Ich sehe nur ihre Hoffnung auf Leben.
Was war es dann bei mir? Liebe? Kann ich mir zunehmend weniger vorstellen.
Wäre es Liebe gewesen, wäre es nie so weit gekommen. Wirkliche Liebe verletzt nicht. Was wir aber taten, war einander zu verletzen, im Wissen, all das hatte und hat nie eine Chance. Was aber wir taten, zuvor: Wir gingen nicht liebevoll mit uns selbst um. Im Wissen, dass es niemals etwas werden kann, macht man keine Versuche. Versuche mit klarem Ende verletzen nur. Wir haben uns selbst verletzt.
Es wird für immer so gewesen sein, war unser Leitspruch aus der Ausbildung.
Für sie sollte es ein magischer Moment sein, ein kurzer Moment des Glücks in unseren Herzen.
Wie nett.
Für mich war es schön, leider zu schön. Mit einem Ende was Schmerz bedeutet.
Mit einem Ende und einem Nachgeschmack ohne jede Magie.
Und der Erkenntnis: 6, setzen Georg. Wieder nicht auf dich selbst aufgepasst. Ich hab mich wieder vollgas übergangen.
Die Paar-Liebe funktioniert einfach nicht für mich.
Die Selbst-Liebe hingegen sollte dringend funktionieren. Auftrag erkannt.
Ich wünsche ihr, weil sagen kann ich es ihr nicht mehr, ich wünsche ihr Frieden im Herzen und ein Aufblühen ihrer Liebe und ihres Lebens. Ich danke ihr, für diese miese und harte Schulung, die ich mal wieder gebraucht habe, weil ich vor lauter Hergabe nicht mehr auf mich selbst aufgepasst habe. Scheisse Georg, das war wohl wieder notwendig….
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