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Home  /  Allgemein  /  Thomas fehlen 98 Euro
Bild: Thomas in Graz.

Thomas fehlen 98 Euro

Written by vonrittburg
Allgemein 4 Comments

Neulich habe ich Thomas wieder getroffen. Er rief mich an und suchte ein Gespräch. Auf der Bank, „Du weißt schon, die vor der Trafik„. Worum es gehen würde? Das wollte er mir nicht sagen. „Georg, nur 20 Minuten.“

Ganz ehrlich, ich war unsicher. Was würde er wirklich wollen? Ich war gerade selber echt klamm, hatte kaum etwas was ich geben konnte. Glaubte ich.

Wer war pünktlicher als ich? Thomas. Wer war wieder mal recht gut drauf, trotz der ganzen Scheisse Dir er mir gleich erzählen würde? Thomas. Unglaublich der Typ. Aber immer wenn ich ihm das sage, kommt die gleiche Ansage zurück. Was das wohl an seiner Situation ändern würde, wenn er jetzt auch noch jammern sollte.

Wir saßen also auf der Parkbank und plauderten. Kalt wurde es, aber nicht nur der Temperatur wegen. Thomas erzählte mir aus seinem Leben. Von seinem eigenen Lokal in Düsseldorf. Von seinen 14 Angestellten. Er sprach von seiner Lebensgefährtin. Ihre Lebenswege trennten sich, wegen der zu vielen Arbeit. Sein Weg nach Österreich, dort arbeitete er in der gehobenen Gastronomie. Daher auch seine nach wie vor präsente Eleganz, dachte ich. Dann sein Weg down, sein Absturz auf die Strasse. „Georg, Weihnachten habe ich da vorne gefeiert. Auf dem Boden, da hatte ich mir einige Pappen ausgebreitet. Siehst Du den schwarzen Container?“

Ja, den schwarzen Container sah ich. Und dachte an Weihnachten.

Was seine Lage so schwierig macht? Fehlende 98 Euro. Mit 98 Euro könnte er mit dem Zug nach Düsseldorf fahren. Dort seine Papiere neu ausstellen lassen. Ohne Papiere bekommt er hier nix vom AMS, nix vom Sozialamt, nix von der Caritas. Und ohne Papiere bekommt er auch keine 98 Euro, um sich damit in D neue Papiere ausstellen zu lassen.

Er erwähnt noch, dass er momentan bei einem Kollegen wohnt. Mehr haust. Der Kollege trinkt extrem und hat somit trotz AMS Unterstützung auch kein Geld. Beide frieren dauernd, kein Geld für Heizung und Essen. Warmes Wasser geht noch. Damit füllen sie Flaschen mit denen sie sich dann hinlegen, „damit es wenigstens ein bisschen warm ist„. Sie streiten mittlerweile dauernd und Thomas glaubt, bald wieder ganz auf der Strasse zu sitzen.

„So Georg, Du musst los. Die 20 Minuten sind um. Du hast zu tun. Ich wollte Dich nicht stören, ich wollte einfach nur mal jemanden, der mir kurz zuhört. Jemand, der mich mal reden lässt, der mir zuhört, wenn ich erzähle was mich gerade belastet.“

Berührt gebe ich ihm mein Kleingeld, wenigstens was. Damit er sich heute auch „ne Bemme schmieren“ kann, wie letztes mal als wir uns sahen.

Zu Hause steige ich nach der so kalten Bank unter die Dusche. Und bin unendlich dankbar. Dafür, dass ich so oft heiß duschen darf wie ich will. Dafür, dass ich es warm habe und etwas zu essen. Und für meine Begegnungen mit Thomas.

 

vonrittburg

Moin, mein Name ist GEORG RITTSTIEG. Dies ist meine sprachliche SPIELWIESE, hier tobe ich mich aus. Du findest hier FREI ERFUNDENE Texte genauso wie EXPERIMENTELLE TEXTE, teilweise ECHT ERLEBT, GEHÖRT, oder einfach ERFUNDEN. Lass dich berühren - so wie mich das Leben und die Sprache berühren. Danke, dass du da bist!

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4 Comments

  1. Jürgen Reply
    9. März 2013 at 21:50

    Gute Story. Viel Gefühl. Viel zum Nachdenken.

    Ausgezeichneter Post!

    • der_Regisseur Reply
      9. März 2013 at 21:58

      Danke Jürgen!
      Danke für Deine Gedanken und Empfindungen. Ich freue mich- Du spürst offensichtlich, daß Thomas mich bewegt.

  2. san Reply
    10. März 2013 at 02:50

    Mit ein wenig Vorplanung kommt man von Österreich mit der Sparschiene auch viel günstiger nach Germanien.

    Beispielsweise gibts am 20. einen Nachtzug um 49 Euro von Wien nach Düsseldorf . Gibts sicher auch noch welche um den Preis ein paar Tage vorher, muss man ein bisschen schauen, vielleicht findet man auch noch eins von den 39 € Angeboten.

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