Heute kam hoch, was jahrenlang unten blieb.
Heute zeigte sich, wie es zum Thema Sucht mit mir steht.
Ich hole aus und erzähle.
Peter und Klaus sind Freunde. Sie kennen sich schon einige Jahre, sie trafen sich, weil Klaus’ Freundin eine Kollegin Peters war.
Perter und Klaus gingen regelmäßig auf ein Bier und hatten Ihren Spass. Dann war Klaus lange und viel im Ausland unterwegs und kam dann wieder.
Fürs Ausland war Facebook (FB) super, man brauchte nicht lang telefonieren, schrieb sich kurz, chattete. Gelegentlich wurden sms verschickt.
Klaus kam wieder und es blieb- bei FB.
Weiterhin, aber seltener mal ein Chat, selten mal News, immer: Bald sehen wir uns. Das ging lange so. Man verstand sich ja über FB und sms ganz prima.
Dann kam das erste Treffen seit langem. Und es sollte wohl das letzte Treffen sein, plötzlich hatten sich die alten Freunde nix mehr zu sagen.
Virtuelle Welten wie ich sie liebe.
Selbstoffenbarung: Ich war vor vielen vielen Jahren als es noch wenige Chatsysteme und noch weniger sms Orgien gab, Mitarbeiter in einer virtuellen Welt. Man traf sich dort und alles geschah am Telefon. Es wirkte fast realistisch, der Sound dieses Systems war nahezu perfekt.
Es geschahen wunderliche Dinge dort, Menschen verliebten sich in einander, schwärmten, flirteten. Immer bis zu dem Zeitpunkt, als das reale Treffen anstand. Über 90% dieser virtuellen Liebesgeschichten gingen am Abend des Treffens zu Ende, was oft mehr als bitter war. Zu sehr hatten sich alle auf Ihre Phantasie verlassen. Gegen Ende meiner Zeit durfte ich dort mit einer Kollegin gemeinsam eine Diplomarbeit schreiben. Wir forschten und entdeckten: Selbst wenn keine Liebe im Spiel ist und Du beiden Telefonierenden sagst, beschreibt einander so genau wie möglich, es kommt aber nie das an was ist, war es so: Obwohl keine Emotion wie Verliebtheit im Spiel war, war es kaum möglich, den anderen realistisch einzuschätzen.
Ja, was heute allen so klar ist, kam damals oft an Licht: Es fehlen die Sinne. Die virtuelle Welt lässt Dir diesbezüglich wenige Chancen…
Ich war Teil dieser virtuellen Welt, ich war Miarbeiter, wohl um nicht zu bemerken, wie sehr mich diese Welt bereits gepackt und aufgesogen hatte, mit allen oft negativen Konsequenzen.
Die Diplomarbeit die nicht einmal meine war, half mir, ich stieg kurz danach aus.
Und lernte und sah, wie wichtig echte, herzliche Begegnungen sind, wie wichtig Umarmungen, auch kurze, wie wichtig und schön Blicke sind, wie wichtig es ist, einander zu spüren.
Das ging lange gut und war schön, nichts erinnerte mich an die alte Zeit, an die alten „Fehler“.
Nun, ich wurde erweckt: Ich bin Teil der obigen Geschichte, sie ist frei abgeschrieben vom Leben und leicht verändert, den Freund habe ich wohl verloren, zu sehr die Virtualität, zu wenig die Begegnung, es ging immer „so gut“. Bin wieder in die gleiche Falle gegangen, dachte, ich spüre es ja eh.
Nix hatte ich gespürt. Und damit mich niemand falsch versteht: Ich mag FB und ich mag meine Erlebnisse und die lieben Menschen um mich herum. Aber wenn es zu virtuell wird, macht es mich traurig und in diesem Fall wütend. Ich verlor einen Freund. Sicher nicht wegen FB, nein, Freundschaften leben sich real auch auseinander- aber dann ist der Bruch nicht so hart. Man spürt früher, was los ist.
So ist es auch mit neuen Begegnungen die virtuell beginnen, da gibt es schöne Geschichten, aber die Statistik (natürlich nur die gefühlte Statistik, ich rede nur von meinem Umfeld und mir) zeigt, dass virtuelle Symphatien oft genug in der sog. realen Welt nicht halten. Man spürt und begegnet einander nicht.
Ja Klaus, getroffen haben wir uns oft, aber gesehen haben wir uns nie.